Wir verurteilen populistische Meinungsmache
In der Presse und in den Medien werden viele Strategien zu den Wegen aus der Pandemie diskutiert. Seit dem Frühsommer 2020 treten christliche Fundamentalist*innen, Rechtpopulist*innen, aber auch Rechtsextreme, Impfgegner*innen und besorgte Bürger*innen formiert als Skeptiker*innen eines „Corona-Diktats“ auf.
Uns allen sind die Bilder aus Berlin, Leipzig, Dresden und Stuttgart eindrücklich in Erinnerung. So wenig homogen die Leugner*innen auftreten, geprägt sind ihre Aktionen meist von Übergriffigkeit. Das Schwenken von Reichsflaggen an der Pforte des Reichstagsgebäudes, erfordert zumindest eines: Partizipation. Die Strategien, um an potenzielle Akteur*innen heranzutreten, sind dabei zahlreich.
Nun landen auch in Gablinger Briefkästen immer wieder Pamphlete gegen den Corona-Kurs der Bundesregierung. Als aktuelle Beispiele sind etwa die Desinformationsbroschüre „Wissenswertes zur Corona-Impfung“ oder Sebastian Friebels Schrift „Wie soll es weitergehen?“ anzuführen.
Hinter dem Herausgeber der ersten Broschüre steckt der Berliner Mandelzweig e.V. Auf seiner Website führt er Dorothea und Christian Stockmann auf, wobei der Zusammenhang zwischen Verein und Privatpersonnen nicht ganz klar aufgeschlüsselt wird. Von Christian Stockmann aber auf jeden Fall gegründet, wurde die Gruppierung „Christen im Widerstand“, ein Verbund evangelikaler Corona-Kritiker*innen. Diese traten unter Nicht-Beachtung der Maskenpflicht und Abstandsregeln vor dem Bundestag betend gegen die Beschränkungen auf. Oder sie demonstrierten auch immer wieder auf Kundegebungen. Stockmann selbst sieht sich in der Tradition christlichen Widerstands gegen das NS-Regime, seine YouTube-Videos generieren erschreckend viele Clicks.
Sebastian Friebel hingegen gibt an, als „ehemaliger parlamentarischer Berater im Bundestag“ tätig gewesen zu sein, ohne offenzulegen für welche Fraktion er denn eigentlich arbeitete. Eine offizielle Bestätigung seiner Tätigkeit existiert nicht, tatsächlich ist auch Friebel häufig im Umfeld von Corona-Leugner*innen anzutreffen. Ihren wissenschaftlichen Anspruch verletzten beide Broschüren. Zwar wird zitiert, auch Artikel großer, anerkannter Medienhäuser werden aufgeführt, die Zitate selbst aber werden dekontextualisiert, ihr Inhalt entspricht häufig nicht mehr dem aktuellen Kenntnisstand über die Pandemie. Wenn Friebel beispielsweise kapitalismuskritische Positionen von Sarah Wagenknecht übernimmt, können diese seine waghalsigen, schlichtweg haltlosen Thesen gar nicht tiefgehend unterminieren. Seine Schlussfolgerung, Unternehmen, Global Player und Finanzeliten würden die Pandemie ausnutzen, um ihren Einfluss auszubauen, bleibt als argumentationsleere Hülle zurück. Das macht die Zitate für Friebels Text wertlos, sieht aber gut aus. Der Anschein von Konsens, so paradox wie er nur sein kann, bleibt bestehen.
Wehren kann man sich gegen solche Post fast gar nicht. Sie könnten sich an die Herausgeber*innen wenden und um Unterlassung der Zusendung bitten. Anders als auf medialen Plattformen, wo zweifelhafte Falschmeldungen von Betreibern gelöscht werden können, obliegt der häusliche Briefkasten ganz allein Ihrem Verfügungsbereich.
Der SPD Ortsverein Gablingen verurteilt diese Art von populistischer Meinungsmache.
Ab in die Altpapiersammlung!!