Internationaler Frauentag I

Der Inhalt des Protestes ändert sich, der Protest bleibt

Frauen erhalten im Durchschnitt immer noch 18 Prozent weniger Gehalt für gleiche Arbeit – Stimmt das?

Es stimmt – In den vergangen 15 Jahren nahm die Gehaltsdifferenz zwischen Männern und Frauen ab. Fragen nach Fairness, Gerechtigkeit und Verhältnismäßigkeit blieben trotzdem bestehen. Das geschlechterspezifische Lohngefälle beträgt heute noch immer 18 Prozent, wie die jüngsten Erhebungen des Statistischen Bundesamts ergaben.

Dem Gender Pay Gap, also dem Unterschied zwischen dem Durchschnittsbruttoeinkommen von Frauen und Männern, liegt nicht die eine Ursache zu Grunde. Tendenziell aber arbeiten Frauen in Berufen, die schlechter bezahlt sind. Tendenziell bekleiden eher sie Teilzeit-, und Minijobstellen. Doch auch bei vergleichbarer Qualifikation werden Frauen durchschnittlich schlechter bezahlt. Konkret sind das etwa 4€ weniger, stündlich.

Frauen halten 62 Prozent der Minijob-Stellen, sind jedoch lediglich mit 6,1 Prozent in Vorstandspositionen vertreten. Gibt es dafür logische, konkrete Gründe, die sich aus etwas anderem als gesellschaftlichen Strukturen speisen?

Wenn wir über Gleichberechtigung sprechen, geht es nicht darum, irgendjemandem irgendetwas wegnehmen zu wollen. Es geht darum, die Hindernisse, die für Ungleichheit sorgen, zu identifizieren und zu beseitigen. Dass dies nicht von allein passiert, ist klar. Von dem Anspruch, die Arbeitswelt zu einem inklusiveren Ort zu machen, profitieren bei weitem nicht nur Frauen. Sexismus besitzt mehr Seiten als nur die genuin weibliche, betrifft genauso Männer. Männer sterben nicht etwa aufgrund biologischer Besonderheiten früher, sondern weil sie stark und wagemutig sein müssen, Arztbesuche ein Eingeständnis der Schwäche sind.

Selbstverständlich gibt es Männer, die weinen können und sich medizinische Hilfe holen, genauso wie es Frauen gibt, die im Vorstand sitzen, keine Kinder möchten oder Autos lieben. Wenn man über gesellschaftliche Phänomene und Probleme spricht, geht es nicht um einzelne Fälle, sondern darum, normative Muster zu erkennen, zu erklären, zu deuten.